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Neurodermitis auf dem Kopf
Neurodermitis kann verschiedene Bereiche des Körpers betreffen, dazu zählt auch der Kopf, beziehungsweise die Kopfhaut. Zu den Symptomen von Neurodermitis auf der Kopfhaut gehören gereizte Haut, Schuppen und Juckreiz.
Eine Reizung der Kopfhaut kann jedoch verschiedene Gründe haben und muss nicht immer mit Neurodermitis im Zusammenhang stehen. Die Symptome sind dabei oft sehr ähnlich, doch die Ursachen können sich unterscheiden.
Leicht zu verwechseln: Schuppen, Kontaktdermatitis, seborrhoisches Ekzem
Seborrhoisches Ekzem
Das seborrhoische Ekzem, auch als seborrhoische Dermatitis bekannt, kommt häufig im Bereich der Kopfhaut vor. Die Symptome des seborrhoischen Ekzems sind unter anderem dicke und verkrustete Haut, sowie weiße oder gelbliche Schuppen. Häufig entwickelt sich das seborrhoische Ekzem in der Pubertät, kann aber auch im Erwachsenenalter auftreten. Die Ursache ist unklar, aber wie bei Neurodermitis scheinen verschiedene genetische und umweltbedingte Faktoren eine Rolle zu spielen.
Was beiden Hautzustände voneinander unterscheidet, ist der jeweilige Mikroorganismus, der lokale Entzündungsreaktionen triggert. Bei neurodermitischer Haut handelt es sich um das Bakterium Staphylococcus aureus und beim seborrhoischen Ekzem um den Hefepilz Malassezia furfur.1 Innerhalb des Haut-Mikrobioms kommt es ständig zu Interaktionen zwischen den verschiedenen Mikroorganismen. Deswegen lässt sich die Ursache nicht nur auf einen bestimmten Mikroorganismus zurückführen, sondern vielmehr auf das Ungleichgewicht zwischen ihnen.2
Schuppen
Trockene Schuppen zeichnen sich durch trockene, weiße und lockere Schuppen aus, die leicht vom Kopf und von den Haaren fallen. Trockene Schuppen kommen bei Erwachsenen viel häufiger vor als bei Kindern. Das betrifft schätzungsweise 50% der erwachsenen Bevölkerung. Bei trockenen Schuppen fehlt der Kopfhaut genügend Feuchtigkeit und das natürliche Vorkommen von Hautfetten (Sebum). Juckreiz der zum Teil mit Schuppen einhergeht, führt zum Kratzen und das wiederum zu Wunden. Wenn sich diese Wunden infizieren, verstärken sich die Symptome.
Kontaktdermatitis
Kontaktdermatitis ist eine andere Art von Dermatitis, die typisch für die Kopfhaut ist. Im Gegensatz zu Neurodermitis ist die Hauptursache für Hautreizungen der direkte Kontakt der Haut mit Allergenen und chemischen Reizstoffen. In der Regel sind dies Chemikalien in Shampoos, Haarfärbemitteln oder anderen Haarpflegeprodukten. Selbst wenn diese Allergene und Chemikalien die Irritation nicht verursachen, können sie diese auslösen oder verschlimmern. Neurodermitis und Kontaktdermatitis sind meist schwer voneinander zu unterscheiden. Darüber hinaus treten diese oft gemeinsam auf.
Schuppenflechte
Ebenfalls verbreitet ist die Schuppenflechte (Psoriasis). Sie tritt häufig auf der Kopfhaut auf, kann aber auch andere Körperteile betreffen. Erwachsene sind häufiger betroffen als Säuglinge und Kinder. Es ist leicht, Psoriasis und Neurodermitis zu verwechseln. Jedoch lässt sich Psoriasis in der Regel an einer weißen verdickten Schuppenschicht erkennen. Außerdem führt Psoriasis zu empfindlichen Hautflecken, die beim Kratzen leicht bluten.
In einigen Fällen treten Neurodermitis und Psoriasis gemeinsam auf. Genau wie Neurodermitis scheint sie genetisch veranlagt und mit einem geschwächten Immunsystem verbunden zu sein.
Hautirritationen auf der Kopfhaut kontrollieren
Um wirklich sinnvoll auf die Hautirritationen eingehen zu können sollte die Haut zunächst von einem professionellen Dermatologen untersucht werden. Dies ist wichtig, um den genauen Hautzustand zu ermitteln und darauf aufbauend die weitere Vorgehensweise festzulegen.
Reinigen von gereizter Kopfhaut
Die richtige Kopfhaut-Hygiene ist sehr wichtig. Es gibt allerdings keine allgemeingültige Empfehlung, wie oft man sich die Haare waschen sollte. Dies hängt von Haar- und Hauttyp ab. Regelmässiges Waschen kann die Haut austrocknen, was zu ihrer Reizung führen kann. Auf der anderen Seite sollten die Haare auch nicht zu fettig werden.
Es ist wichtig, den Schweiß abzuwaschen, der bei sportlicher Betätigung, Stress oder Wärmeeinwirkung entstehen kann. Das Waschen des Kopfes sollte mit lauwarmem Wasser erfolgen und nicht zu lange dauern. Sowohl das Trocknen als auch das Bürsten der Haare sollte auf schonende Weise erfolgen. Statt zu reiben, kann man ein Handtuch um das Haar wickeln. Falls ein Föhn benutzt wird, sollte dieser möglichst kalt eingestellt sein. Das Scheuern und Kratzen der Haut sollte minimiert werden. Auf Haare färben und den Einsatz von Glätteisen sollte nach Möglichkeit verzichtet werden.
Shampoos und Haarpflegeprodukte bei Neurodermitis auf dem Kopf
Im Falle von Schuppen kann Schuppenshampoo eine gute Option sein. In manchen Fällen kann Shampoo jedoch auch negative Auswirkungen auf die Haut haben. Der pH-Wert des Shampoos sollte im Idealfall 4,5 betragen. Darüber hinaus sind menthol- oder kampferhaltige Shampoos/Lotionen gut gegen Juckreiz geeignet, wenn man diese Inhaltsstoffe verträgt.3 Es gibt eine Reihe chemischer Inhaltstoffe in Shampoos und anderen Haarpflegeprodukten, die das Potenzial besitzen die Kopfhaut zu reizen. Dazu gehören:
- Bienenwachs
- Vaseline
- Phthalate
- Polyethylenglykol (PEGs)
- Natriumlaurylsulfat
- Natriumlaurethsulfat
- Ammoniumlaurylsulfat
- Parabene
- Dimethicone
- Triethanolamin
- Formaldehyd-freisetzende Konservierungsstoffe
- Triclosan
- Synthetische Duftstoffe
Es gibt noch viele andere Inhaltsstoffe, die allergene Reaktionen auslösen können. Eine Liste der häufigsten Kontaktallergene finden Sie auf der Webseite des Allergieinformationsdienstes.
Die folgenden Inhaltsstoffe gelten als sicher und effizient:
- Zinkpyrithion
- Ketoconazol
- Schwefel
- Selensulfid
Natürliche Inhaltsstoffe:
- Kokosnussöl
- Teebaumöl
- Rosmarinöl
- Aloe Vera
- Honig
- Apfelessig
- Milchsäure
- Wacholder
Hinweis: Die genannten natürlichen Inhaltsstoffe werden in der Regel stark verdünnt in Pflegeprodukten eingesetzt. Sie sollten nicht unverdünnt auf die Haut aufgetragen werden.
In seltenen Fällen können sogar die oben genannten Inhaltsstoffe Nebenwirkungen haben. Daher ist es im Allgemeinen sinnvoll verschiedene Haarpflegeprodukte zu testen und zu beobachten, wie sie sich auf die Haut auswirken.
Feuchtigkeitsspendende Cremes
Feuchtigkeitscremes können aufgetragen werden, indem man das Haar scheitelt, oder die Creme in die Haut einmassiert. Sprays sind eine weitere Möglichkeit. Einige feuchtigkeitsspendende Cremes und Sprays können über Nacht angewendet werden. In diesem Fall kann man den Kopf und die Haare mit Baumwolltüchern umwickeln oder eine einfache Duschhaube verwenden. Salben sind für die Kopfhaut nicht wirklich geeignet, da sie in der Regel auf Fett basieren und dadurch schwer auswaschbar sind.
Mikrobiom-freundliche Pflegecremes sollten pflanzliche Öle, wie Borretschöl, oder beruhigendes Bisabolol aus der Kamille enthalten. Auch Panthenol oder Glycerin sind als Inhaltsstoffe gut geeignet. Als Alternative zu öligen Pflegecremes kann auch Kokosnussöl verwendet werden. Olivenöl, das früher oft verwendet wurde, wird nicht mehr empfohlen, da es die Hautbarriere schädigen kann.
Kortison bei Neurodermitis auf der Kopfhaut
In schweren Fällen kann die Verwendung von Kortison oder oralen Steroiden in Betracht gezogen werden. Diese Wirkstoffe sollten jedoch nicht langfristig eingesetzt werden. Eine längere Anwendung kann zu Nebenwirkungen führen.
Gegen Juckreiz können Antihistaminika hilfreich sein. Sie werden oft in Kombination mit Kortison eingesetzt. Obwohl Antihistaminika allgemein als sicher gelten, sind Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit und Benommenheit möglich.
Die Verwendung der genannten Wirkstoffe sollte unbedingt in Absprache mit einem Facharzt erfolgen. Außerdem sollte die Haut zuvor von einem Dermatologen untersucht werden.
Gesunde Ernährung und Stressbewältigung
Es gibt bestimmte Ansätze, die dabei helfen können, Neurodermitis-Schübe besser kontrollieren zu können. Die beiden wichtigsten sind gesunde Ernährung und Stressbewältigung. Es gibt keine allgemeingültige Regel dazu, welche Nahrungsmittel einbezogen werden sollten, aber die Ernährung sollte ausgewogen und abwechslungsreich sein. Außerdem sollte nach Möglichkeit auf regelmäßigen Alkohol- und Tabakkonsum verzichtet werden. Sport, Spaziergänge in der Natur, Yoga, Meditation und gesunder Schlaf können helfen, Stress zu bekämpfen.
Pro-, Prä- und Postbiotika: Zukunftsperspektiven zur Kontrolle von Neurodermitis
Die Kopfhaut stellt durch die Haare, die Nähe von Blutgefäßen und die erhöhte Anzahl von Talgdrüsen einen wichtigen Lebensraum für Mikroorganismen dar. Diese Mikroorganismen spielen bei der Entstehung von Neurodermitis eine wichtige Rolle.4
Die meisten Mikroorganismen des Mikrobioms sind für den Menschen harmlos oder sogar nützlich. Probleme entstehen jedoch, wenn das Gleichgewicht zwischen ihnen aufgrund eines gestörten Immunsystems, Defekten in der Hautstruktur oder Umweltfaktoren gestört ist.
Die Themen rund um das Mikrobiom und den Zusammenhang zur Neurodermitis werden zunehmend populärer. So werden inzwischen auch Bakterien eingesetzt, um das Mikrobiom im Darm oder auf der Haut gezielt zu stärken. Lebende Bakterien (Probiotika) und ihre inaktivierten Verbindungen (Postbiotika) werden hierzu in den Darm eingebracht oder direkt auf die Haut aufgetragen. Dabei werden den Bakterienstämmen sogenannte Präbiotika (auch Prebiotika genannt) hinzugefügt. Hierbei handelt es sich um Nährstoffe, die den Bakterien zu mehr Wachstum und Aktivität verhelfen.
Auch wenn noch keine vollständige Klarheit zu diesen neuen Ansätzen herrscht, erscheinen regelmäßig neue Forschungen und Ergebnisse, die eine vielversprechende Perspektive eröffnen.
Quellen:
- Kim GK. Seborrheic Dermatitis and Malassezia species: How Are They Related?. J Clin Aesthet Dermatol. 2009
- Polak-Witka K, Rudnicka L, Blume-Peytavi U, Vogt A. The role of the microbiome in scalp hair follicle biology and disease. Exp Dermatol. 2020
- Rattanakaemakorn P, Suchonwanit P. Scalp Pruritus: Review of the Pathogenesis, Diagnosis, and Management. Biomed Res Int. 2019
- Rinaldi F, Pinto D, Marzani B, Rucco M, Giuliani G, and Sorbellini E. Human microbiome: what’s new in scalp diseases. J. Transl. Sci. 2018