
Basis- und Akutpflege – mit System gegen Neurodermitis-Beschwerden!
Neurodermitis ist die häufigste Hautkrankheit im Kindesalter. In Deutschland sind etwa 10-15 Prozent der Kinder betroffen und leiden unter typischen Beschwerden wie entzündeter und juckender Haut. Bei Erwachsenen tritt die Erkrankung mit 1-2 Prozent zwar seltener auf, dafür sind die Symptome oft stärker ausgeprägt. Im Kindes- wie auch im Erwachsenenalter ist die passende Hautpflege bei Neurodermitis essenziell wichtig. Sie muss auf unterschiedliche Hauttypen und Schweregrade sowie den derzeitigen Hautzustand zugeschnitten sein. Die Pflege umfasst sowohl die alltägliche Basispflege als auch die Akutpflege in Phasen von Erkrankungsschüben. Wenn es Ihnen gelingt, beides optimal aufeinander abzustimmen, verringern Sie das Risiko für weitere Schubphasen.
Wie reinige ich meine Haut bei Neurodermitis?
Hautpflege und -reinigung müssen bei Neurodermitis-Patienten auf die spezifischen Bedürfnisse der betroffenen Hautstellen abgestimmt werden. Grobe Fehler bei der Reinigung können einen negativen Effekt auf die Haut haben und ihren Zustand verschlechtern oder sogar einen neuen Krankheitsschub auslösen. Daher ist die richtige Reinigung der Haut ebenso wichtig wie die ergänzende Basis- und Akutpflege bei Neurodermitis. Besonders wichtig ist hierbei die Art der verwendeten Pflegeprodukte.
Milde Reinigung bei Neurodermitis mit hautfreundlichem pH-Wert
Zu empfehlen sind sehr milde Reinigungsprodukte mit hautfreundlichem pH-Wert (< 5). Sie greifen den Säureschutzmantel der Haut nicht an und belasten sie deshalb nicht noch zusätzlich. Am besten geeignet sind rückfettende Duschöle mit einem Ölanteil von 65 % oder medizinische Ölbäder mit einem Ölanteil von 80-90 %. Wenn Sie diese Produkte nicht vertragen, können Sie Ihre Haut auch mit klarem Wasser reinigen. Verwenden Sie nur an den Stellen, an denen eine intensivere Reinigung erforderlich ist, ein seifenfreies Waschstück.
Achtung: So wichtig eine regelmäßige Reinigung ist – übertreiben Sie es nicht! Eine exzessive Reinigung der Haut entfernt sukzessiv wichtige Hautfette, die diese nicht nur vor dem Austrocknen schützen, sondern auch als natürliche Hautbarriere vor dem Eindringen von Allergenen und Keimen schützen.
Übermäßige Hygiene schadet auch dem Mikrobiom der Haut. Hierbei handelt es sich um die Summe aller Mikroorganismen (Bakterien, Pilze und Viren), welche die Haut besiedeln. Ein ausgeglichenes Haut-Mikrobiom ist essenziell für eine gesunde Haut. Wenn Sie Ihre Haut jedoch zu häufig waschen, spülen Sie nicht nur potenziell gefährliche Krankheitserreger und Keime ab, sondern auch die „guten“, hautschützenden Mikroorganismen und das Ökosystem der Haut gerät aus dem Gleichgewicht.
Wichtig: Führen Sie unmittelbar nach dem Baden oder Duschen die Basispflege durch, um ein Austrocknen der Haut zu verhindern. Tupfen Sie die Haut nach der Reinigung zunächst vorsichtig ab. Nicht rubbeln! Vermeiden Sie die Benutzung rauer Handtücher, die der empfindlichen Haut schaden könnten. Tragen Sie die Pflegeprodukte auf, solange die Haut noch leicht feucht ist. Das hat gleich zwei Vorteile:
1. Der Feuchtigkeitsgehalt der Haut erhöht sich
2. Pflegeprodukte lassen sich einfacher auftragen und verteilen
Basispflege bei Neurodermitis – das Fundament für ruhige Haut
Die Basispflege ist wesentlicher Bestandteil bei Neurodermitis Stufe 1, die sich durch sehr trockene Haut auszeichnet. Die Pflege dient dazu, ein weiteres Austrocknen der Haut zu verhindern. Sie umfasst Cremes, Lotionen, Salben, Badeöle, Umschläge und andere Hautschutzmaßnahmen. Die einzelnen Pflegeprodukte unterscheiden sich in ihrem Wasser- und Fettgehalt. Bei der Wahl eines passenden Produkts beachten Sie folgende Regel: Je trockener die Haut, umso höher sollte der Fettgehalt des Pflegeproduktes sein.
Den höchsten Fettgehalt haben Salben. Etwas weniger fetthaltig sind Cremes, bei denen das enthaltene Öl mit Wasser vermischt ist. Diese Öl-in-Wasser-Emulsionen eignen sich hervorragend für nicht ganz so trockene Haut und zur Behandlung nässender Ekzeme. Letztere können Sie alternativ mit flüssigen Lotionen behandeln, die einen noch niedrigeren Fettgehalt besitzen. Inhaltsstoffe wie Ceramide, Sodium PCA, Panthenol oder pflanzliche Öle wie Borretschöl und Sheabutter können eine positive, beruhigende Wirkung auf die Haut haben. Verzichten sollten Sie bei Neurodermitis dagegen auf Stoffe wie Mineralöle (Paraffine und Silikone), Parabene, PEGs, Phtalate (Weichmacher), Mikroplastik und Duftstoffe.
Akutpflege bei Neurodermitis – Juckreiz stoppen und Mikrobiom schützen
Anders als die tägliche Basispflege kommt die Akutpflege nur für einen begrenzten Zeitraum bei akuten Neurodermitis Schüben zur Anwendung. In diesen Phasen der Neurodermitis trocknet die Haut stark aus, juckt, wird rissig und damit besonders anfällig für das Bakterium Staphylococcus aureus. Es lebt als meist harmloses Bakterium auf der Haut des Menschen, kann aber auch unter bestimmten Bedingungen wie z.B. Neurodermitis eine pathogene und damit negative Wirkung haben. Dabei verringern sich die nützlichen Bakterien auf der Haut, die diese schützen. Wenn das Haut-Mikrobiom massiv gestört ist, wird die Neurodermitis in der Regel aufrechterhalten oder sie verschlimmert sich.
Um diese Beschwerden und Symptome zu lindern, und zugleich die schubfreie Phase zu verlängern, ist es wichtig, in akuten Phasen der Neurodermitis auf eine Akutpflege-Creme zurückzugreifen und diese phasenweise mit der Basispflege abzuwechseln. Bei der Akutpflege empfehlen sich Juckreiz mindernde Wirkstoffe wie z.B. kolloidaler Hafer, Bisabolol und Niacinamide. Verzichten Sie, vor allem bei offenen Stellen, auf Präparate, die Harnstoff (Urea) enthalten und bevorzugen Sie Produkte mit einem höheren Wasseranteil. Gut geeignet sind:
- Pasten: decken den betroffenen Bereich ab, nehmen Flüssigkeit auf. Sie wirken trocknend und entzündungshemmend.
- Salben: decken den betroffenen Bereich ab und bestehen aus fetthaltigen Emulsionen. Sie ziehen weniger schnell in die Haut ein als Cremes.
Beruhigende Pflege bei Neurodermitis: Bäder
Eine ideale Ergänzung zur Basispflege und Akutpflege bei Neurodermitis stellen Bäder dar. Es sollte mit zeitlichen Abständen gebadet (nicht jeden Tag!) und kein heißes Wasser verwendet werden. Insbesondere rückfettende Ölbäder und Bäder mit Zusätzen wie kolloidalem Hafermehl eignen sich gut zur großflächigen Hautpflege bei Neurodermitis. Hafer steckt voller Inhaltsstoffe, von denen die Haut von Neurodermitis-Patienten besonders profitieren kann. Dazu gehört unter anderem, dass die darin enthaltenen:
- Fette die Haut stärken und deren Feuchtigkeitsverlust einschränken
- Saponine die Haut reinigen
- Vitamine und Flavonoide die Haut beruhigen
- Avenanthramide (Antioxidantien) den Juckreiz lindern und Hautrötungen verringern
Welche Wirkstoffe sind sinnvoll bei Neurodermitis?
Insbesondere bei empfindlicher oder entzündlicher sind die Inhalts- und Wirkstoffe in Pflegeprodukten von besonderer Bedeutung. Für die Neurodermitis Pflege eignen sich unter anderem folgende Wirkstoffe:
- Bisabolol: Der Wirkstoff aus dem Extrakt der Kamille wirkt entzündungshemmend und lindert den Juckreiz.
- Kolloidaler Hafer: Seine Inhaltsstoffe erhalten den Feuchtigkeitsgehalt der Haut, wirken juckreizlindernd und beruhigend.
- Panthenol: Das Provitamin B5 versorgt die Haut mit Feuchtigkeit und wirkt entzündungshemmend.
- Öle: Öle wie Borretschöl können die Restrukturierung der Haut unterstützen.
- Sheabutter: Die beliebte Fettkomponente in Kosmetikprodukten enthält unter anderem Vitamin A und ist ideal zur Behandlung einer gestörten Hautbarriere.
- Prebiotika für die Haut: Diese Stoffe „füttern“ die nützlichen Bakterien innerhalb des Haut-Mikrobioms und verhindern auf diese Weise, dass sich die negativen Bakterien übermäßig ausbreiten können.