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Neurodermitis an den Händen – Ursachen und nachhaltige Pflegeansätze

Neurodermitis an den Händen

Neurodermitis an den Händen  

Neurodermitis kann verschiedene Teile des Körpers betreffen. Dazu zählen auch die Hände, die sehr empfindlich sind. Laut einer im Jahr 2014 durchgeführten Studie1 ist es wahrscheinlich, dass etwa 2-10% der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens Neurodermitis an den Händen entwickeln. In manchen Fällen können auch schwerwiegende Symptome, wie rissige und gereizte Hände auftreten. Teilweise können diese Risse auch bluten oder sich entzünden.

Darüber hinaus sind Hände genau wie das Gesicht auch für andere Menschen sichtbar, was die psychologischen Auswirkungen der Erkrankung noch verstärkt. Schließlich sind die Hände ständig im Alltag beansprucht, sei es im Beruf, im Haushalt, bei Hobbys oder anderswo. Eine Irritation der Hände stört daher das tägliche Leben erheblich.

Was ist die Ursache von Neurodermitis an den Händen?

Die Ursachen von Neurodermitis sind in der Wissenschaft nicht vollständig geklärt, scheinen aber mit einer Beeinträchtigung der Hautstruktur aufgrund von Mutationen im Strukturprotein Filaggrin, Fehlfunktionen des Immunsystems und einem potenziell unausgewogenen Mikrobiom zusammenzuhängen. Alle drei Ursachen müssen nicht zwangsläufig gemeinsam auftreten.

Neben den verschiedenen Ursachen gibt es weitere Auslöser, die nicht die Erkrankung selbst verursachen, sondern zu akuten Schüben führen können. Diese Auslöser variieren erheblich von Umweltbedingungen und Allergenen bis hin zu Stress und Ernährung. Bei Neurodermitis an den Händen ist der Kontakt mit Chemikalien und Reizstoffen beispielsweise ein häufiger Auslöser für Schübe. 

Im Schnitt sind Frauen doppelt so häufig von Ekzemen an den Händen betroffen wie Männer, was vermutlich auf eine erhöhte Belastung der Haut durch nasse Arbeit und Chemikalien im Haushalt zurückzuführen ist.2 Aus ähnlichen Gründen tritt sie häufig bei Menschen bestimmter Berufe auf. Aus diesem Grund erhielt sie den Namen “Berufsbedingte Dermatitis”. Neurodermitis an den Händen macht ca. 9 – 35% aller Berufskrankheiten aus. 

Zu den häufig betroffenen Branchen und Berufen gehören:

  • Friseurwesen
  • Lebensmittelindustrie
  • Chemische Industrie
  • Arbeit im Labor
  • Bauarbeiten
  • Reinigung
  • Malerbetriebe
  • Gesundheitswesen
  • Landwirtschaft

Reizstoffe als Auslöser von Neurodermitis

Es gibt zwei Haupttypen von Erregern, die Entzündungen verursachen. Die erste Art sind Reizstoffe, die bei Kontakt mit der Haut Reizungen verursachen können. Sie verursachen eine irritative Kontaktdermatitis und kommen häufig vor.

Diese hautschädigenden Substanzen sind meist chemische Stoffe und verursachen Schäden, indem sie die Schutzschichten der oberen Epidermis angreifen. Sie zerstören Keratin (Protein aus dem unsere Haare bestehen), entfernen Lipide und verändern das Wasserspeichervermögen der Haut. Dies führt zu einer Schädigung der darunter liegenden Zellen der Epidermis (oberste Hautschicht). Die häufigsten Reizstoffe sind Wasser oder Chemikalien wie Säuren, Laugen und Lösungsmittel.

Allergische Reizstoffe im Alltag

Die zweite Variante sind allergische Reizstoffe. Sie verursachen allergische Kontaktdermatitis. In diesem Fall nimmt das Immunsystem normalerweise harmlose Substanzen als Antigene wahr und löst eine allergische Reaktion aus. Zu den häufigsten Allergenen gehören Nickel, Kobalt, Gold, Duftstoffe, Gummi, Latex und p-Phenylendiamin, welches häufig in Haarfarbe enthalten ist. Einige Pflanzen wie Giftefeu, Birke und Eiche können ebenfalls allergische Reaktionen auslösen. Eine umfangreiche Liste mit potentiellen Kontaktallergenen finden Sie hier. (https://www.allergieinformationsdienst.de/immunsystem-allergie/allergene/kontaktallergene)

Kontaktdermatitis und Neurodermitis – Was ist der Unterschied?

Die genannten Faktoren lösen in vielen Fällen Hautreizungen aus, sind dabei aber nicht mit Neurodermitis gleichzustellen. In diesem Fall handelt es sich oft um eine andere Form der Neurodermitis, die als Kontaktdermatitis bezeichnet wird. Oft ist es schwierig die eine Form von der Anderen zu unterscheiden. Außerdem treten beide Formen häufig gemeinsam auf.3

Umweltbedingungen als Auslöser

Äußere Einflüsse, die Neurodermitis an Händen auslösen können, sind oftmals mit heißen oder kalten Temperaturen, niedriger Luftfeuchtigkeit und Windeinwirkung verbunden. Häufig treten Neurodermitisschübe im Winter auf, wenn die rauen Wetterbedingungen draußen durch trockenes Klima in den Räumen verstärkt werden. Zentralheizung, Heizkamine und Klimaanlagen trocknen die Luft aus und verursachen erhebliche Temperaturschwankungen.

Das Mikrobiom und Neurodermitis – Gibt es einen Zusammenhang?

Ein weiterer möglicher Auslöser von Neurodermitis an den Händen ist ein gestörtes Mikrobiom der Haut. Bei Menschen mit Neurodermitis wurde festgestellt, dass sie eine erhöhte Anzahl des Bakterium Staphylococcus aureus auf ihrer Haut haben. Dieses Bakterium kann unter Umständen Entzündungen auf der Haut verursachen und allergische Reaktionen hervorrufen. Häufig ist das verstärkte Vorkommen eines bestimmten Bakteriums das Ergebnis eines gestörten Gleichgewichts zwischen Bakterienpopulationen. Hände sind aufgrund des häufigen Waschens und der Verwendung von Desinfektionsmittel besonders anfällig.

Was tun bei Neurodermitis an den Händen?

Reizstoffe und Allergene vermeiden

Eine Maßnahme gegen Neurodermitis an den Händen besteht darin, Kontaktallergene und Reizstoffe zu identifizieren und zu vermeiden. Diese Maßnahme in der Realität umzusetzen ist jedoch nicht leicht, da Allergene und Reizstoffe sehr verbreitet sind. Außerdem ist es manchmal nicht einfach, sie zu vermeiden, da sie mit alltäglichen Abläufen oder dem Beruf einer Person zusammenhängen können. Es ist daher sinnvoll die Auslöser im Alltag zunächst zu identifizieren und den Kontakt mit diesen Reizstoffen und Allergenen zu minimieren.

Allergien testen

Bei allergischer Kontaktdermatitis kann ein sogenannter Patchtest helfen, das Allergen zu identifizieren. Dabei werden kleine Pflaster mit Testsubstanzen auf die Haut aufgeklebt, um die Reaktion der Haut punktuell zu testen. Eine Alternative hierzu stellt der Pricktest dar. Dabei werden potenzielle Allergene leicht unter die Haut gestochen, um zu testen, ob die Reizungen dadurch verursacht werden, dass die bestimmte Substanz in die Mikrorisse auf der Haut gelangt.

Eine weitere Möglichkeit Allergene zu identifizieren, ist der TRUE-Test . Dabei handelt es sich um ein relativ neues Testsystem, bei dem ein allergenes Gel auf eine Polyesterfolie aufgetragen, getrocknet und dann auf die Haut aufgetragen wird. Wenn eine Person nach Kontakt mit der Sonne eine Verschlechterung der Symptome bemerkt, kann sie einen Photopatch-Test durchführen. Dabei wird getestet, ob durch die Sonneneinstrahlung Allergien verstärkt werden.

Händewaschen bei Neurodermitis

Besondere Aufmerksamkeit sollte der täglichen Hygieneroutine gewidmet werden. Bei Menschen mit Neurodermitis kann häufiges Händewaschen die Haut stark reizen und Risse verursachen. Man sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass in Zeiten einer globalen Corona-Epidemie Händewaschen und regelmäßiges desinfizieren unabdingbar sind. Es gibt aber auch Möglichkeiten die Beanspruchung der Haut trotz regelmäßigem Reinigen zu verringern. Lauwarmes Wasser ist beispielsweise heißem Wasser vorzuziehen. Die Verwendung eines seifenfreien Waschstücks reinigt die Haut, ohne sie stark auszutrocknen. Das Waschstück wäscht im Gegensatz zur herkömmlichen Seife weitaus weniger wichtige Hautfette aus der Haut. Das Trocknen der Hände sollte gründlich, aber schonend erfolgen. Man sollte außerdem Kratzer vermeiden und jede andere mögliche Reibung minimieren.

Cremes gegen trockene Haut

Auch die Verwendung von Handcreme direkt nach dem Händewaschen kann hilfreich sein. Generell sollten die Hände so oft wie möglich mit Cremes o.Ä. befeuchtet werden, um ein Austrocknen der Haut zu verhindern. Die effektivsten Feuchtigkeitscremes besitzen einen hohen Ölgehalt. Außerdem sollten tendenziell Cremes mit wenigen Inhaltsstoffen verwendet werden, um potenzielle Allergene darin zu vermeiden.4 Inhaltsstoffe, die als unbedenklich und effizient gelten, sind: Sheabutter, Borretschöl, Kokosnussöl, Aloe Vera und Cremes mit Ceramiden oder Jojobaöl.

Desinfektionsmittel bei Neurodermitis an den Händen

Nach Möglichkeit sollte Desinfektionsmittel vermieden werden, da es in der Regel antibakterielle Stoffe wie Alkohol enthält, die die Haut reizen und dem Mikrobiom der Haut schaden können. 

Beim Waschen der Hände sollten bevorzugt Seifen ohne Farbstoffe und Duftstoffe verwendet werden. Schmuck sollte vor dem Waschen abgenommen werden, um zu verhindern, dass sich darin Reizstoffe festsetzen. Falls die Haut an den Händen stark gereizt ist sollte vollständig auf das Tragen von Schmuck verzichtet werden, da die Reibung durch den Schmuck die Haut zusätzlich belasten kann.

Handschuhe bei gereizten Händen

Die Verwendung von Handschuhen kann helfen, den Kontakt mit reizenden Stoffen im Alltag zu vermeiden. Man sollte jedoch vorsichtig mit der Verwendung von Gummi- und Latexhandschuhen sein, da diese teilweise selbst allergische Reaktionen auslösen können.

Leichte Handschuhe aus der Apotheke können bei starken Allergien eine gute Lösung sein. Bei Kontakt mit Wasser, wie beispielsweise beim Spülen, empfehlen sich Vinylhandschuhe. Es ist jedoch wichtig, darauf zu achten, dass das Wasser nicht in die Handschuhe gelangt. Nach Gebrauch sollten die Handschuhe auf links gewaschen und getrocknet werden. 

Allergene vermeiden

Wie bereits erwähnt, resultiert eine Hautentzündung nicht unbedingt aus dem direkten Kontakt mit der reizenden Substanz. Daher kann jede Art von Allergie, egal ob es sich nun um eine Lebensmittel- oder Pollenallergie handelt, die Haut beeinflussen. Um Allergene in der Luft zu meiden, müssen Alltag und Haushalt in der Regel nach der Pollensaison organisiert werden. Es kann auch Einschränkungen in der Haustierhaltung erfordern. Im Falle einer Lebensmittelallergie sollte eine Person auf ihre Ernährung achten, periodisch bestimmte Nahrungsmittel ausschließen und die Reaktion des Körpers nach dem Essen beobachten.

Der Verzehr von Lebensmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln, die mit nützlichen Bakterien wie Pro-, Prä- und Postbiotika in Verbindung gebracht werden, kann ebenfalls äußerst hilfreich sein. Diese Lebensmittel werden mit Hilfe von Mikroorganismen, wie probiotischen Bakterien, erzeugt. Beispielhaft sind hier Kimchi oder Joghurt zu nennen.

Quellen:

  1.     Agarwal US, Besarwal RK, Gupta R, Agarwal P, Napalia S. Hand eczema. Indian J Dermatol. 2014
  2. Meding B, Swanbeck G. Consequences of having hand eczema. Contact Dermatitis. 1990
  3. Owen JL, Vakharia PP, Silverberg JI. The Role and Diagnosis of Allergic Contact Dermatitis in Patients with Atopic Dermatitis. Am J Clin Dermatol. 2018
  4. https://www.dermatologytimes.com/eczema-treatments/false-moisturizer-claims-may-worsen-skin-conditions
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